Auf die Noppenspitze

Die Noppenspitze ist mit 2594 m der 5-höchste Gipfel der Hornbachkette und landet in der Allgäuer Gipfelhöhenstatistik immerhin auf dem 13. Rang. Für die Südseite der Hornbachkette ist die Noppenspitze einer der morphologisch bedeutendsten Gipfel der Kette. Ihr prächtiger, von Plattenschüssen und ausgebildeten Zacken geprägter Süd-Südostgrat trennt das Noppenkar vom Sattelkar und wirft hinter dem Luxnacher Sattel den steilflankigen Graskamm des Häselgehrbergs auf, welcher 3 km weiter östlich ins Lechtal absinkt und das Scheidbachtal vom Haglertal trennt. Es ist deshalb sehr verwunderlich, dass dieser Berg selbst bei den Einheimischen kaum bekannt ist.

In erster Linie wird das wohl daran liegen, dass dieser Gipfel für den Nichtkletterer von keiner Seite aus erreichbar erscheint und die ersten zusammengetragenen Informationen schienen diesen Eindruck auch durchaus zu bestätigen. Günther Laudahn charakterisierte in seinem Buch "Allgäuer Alpen neu entdeckt" die leichteste Route über die Westflanke als heikel und kaum beschreibbar und riet mir auch in einem Brief von einer Besteigung dringend ab. Umso überraschter war ich, als sich kurz nach Start meiner Seite ein großer Fan der Laudahnbücher bei mir meldete und mir die Noppenspitze als lohnender Gipfel empfahl. Eine präzise Routenbeschreibung lieferte er mir obendrein und so kam es, dass ich ein Jahr später diesen für mich stets unerreichbar erscheinenden Gipfel zusammen mit Micha als Begleiter anging. Die Route gehört sicherlich zu den eindrucksvollsten und ungewöhnlichsten Anstiegen in der Hornbachkette, erfordert jedoch einen ausgeprägten Orientierungssinn, Erfahrung mit steilem Geröll und brüchigen Schrofen sowie etwas Schwindelfreiheit und Kletterfertigkeit bis II. Obwohl die Besteigung sicherlich leichter ist, als man vielleicht zunächst beim Anblick der Westflanke erwarten würde, sollte diese Tour keinesfalls leichtfertig unterschätzt werden. Wer aber die entsprechende Sicherheit mitbringt und Freude an einer von Ursprünglichkeit gekennzeichneten Route durch eine wilde und abweisende Felsenlandschaft hat, der findet in dieser Tour was sein Herz begehrt. Der Gipfel bietet perfekte Aussicht und wird nur wenige Male im Jahr bestiegen.

Dem fortgeschrittenen Wanderer möchte ich im Rahmen dieses Tourenberichts eine weitere, ebenfalls sehr ausgefallene Aussichtswarte vorstellen. Es handelt sich um einen unbedeutenden Gratkopf im Hauptkamm der Hornbachkette zwischen Kreuzkarspitze und Noppenspitze, welcher im Frühjahr für Geübte ein besonders lohnendes Skitourenziel darstellt. Der Kopf kann mit etwas Trittsicherheit auch im Sommer aus dem Noppenkar erstiegen werden. Der Abstecher bietet schöne Aussicht ins Hornbachtal, auf die Kreuzkarspitze und auf die Lechtaler Alpen und lohnt sowohl im Rahmen einer Begehung des Enzensperger Höhenwegs als auch in Verbindung mit der Tour auf die Noppenspitze. Der Gratkopf ist gleich so bedeutend, dass selbst auf der detaillierten AVF-Karte nur eine Höhenangabe (2476 m bzw. 2485 m), jedoch kein Name verzeichnet ist. Ich taufe ihn hiermit Noppenkarkopf.

Der schnellste und einfachste, wenn auch nicht gerade schönste Zugang ins Noppenkar ist der Zustieg über das Haglertal mit Ausgangsort Häselgehr im Lechtal. Das Auto parken wir am besten auf einem Wiesenparkplatz oberhalb der Ortschaft. Man erreicht ihn, indem man (von Elmen aus kommend) hinter der Kirche nach rechts auf ein Asphaltsträßchen abbiegt, welches später in Schotter übergeht. Wir treffen auf ein Viehgatter, hinter welchem wir nach steiler Auffahrt zu einer ebenen Parkmöglichkeit auf der linken Seite gelangen. Von dort folgen wir dem steilen Forstweg bergauf, welcher weiter oben in einen Steig übergeht und erreichen nach ungefähr einer 1 Stunde die Haglertalhütte. Die Abzweigung auf ca. 1700 m Richtung Bretterspitze lassen wir rechts liegen und erreichen schließlich den Talschluss unterhalb des Luxnacher Sattels. Der Häselgehrberg, bisher gekennzeichnet durch steilste Grasflanken, bricht hier in einer auffallenden, senkrechten Mauer zum Luxnacher Sattel hin ab, welche besonders aus dem Tal bei der Fahrt von Elbigenalp nach Häselgehr diesem Grasberg ein auffallendes Gepräge verleiht. Für den Aufstieg zum Luxnacher Sattel gibt es nun zwei Möglichkeiten. Zum einen kann man auf steilen Tritten direkt die knapp 80 hm zum Luxnacher Sattel aufsteigen, von einem in den meisten Karten verzeichneten Steig kann hier aber kaum eine Rede sein. Bequemer und landschaftlich hübscher ist die Weiterverfolgung des Steigs nach Nordosten. Nach einigen Minuten treffen wir auf den Enzensperger Höhenweg und folgen diesem an der Wegegabel nach links. Zunächst über Geröll, dann über ein stellenweise etwas luftiges aber gut gesichertes Felsband erreichen wir ohne jede Mühe den Luxnacher Sattel und folgen dem zunächst etwas fallenden Steig – ein abgerutschtes Wegstück wird unterhalb umgangen – bis dieser bei Erreichen des Noppenkars in leichter Linksbiegung Richtung Balschtesattel abbiegt.

Auch der Balschtesattel bietet sich als sinnvoller Zustieg ins Noppenkar an, allerdings muss man hier bei der Überquerung des Sattels 120 Meter Höhenverlust in Kauf nehmen und der Forstweg über das Kasermandl ist ein nicht gerade zeitsparendes Gelatsche. Dafür ist der weitere Aufstieg über die Söllnerhütten wesentlich abwechslungsreicher als der etwas monotone Aufstieg durchs Haglertal und durchtrainierte Bergsteiger können hier auch noch einen Abstecher auf die wenig besuchte, aussichtsreiche Rotwand machen. Sinnvoll halte ich diesen Zustieg jedoch nur für den Bergsteiger, der die Besteigung der Noppenspitze mit einer Übernachtung auf der Hermann-v.-Barth-Hütte verbinden möchte und sich so einen längeren Rückmarsch zurück zum Ausgangspunkt erspart oder aber für den Individualisten, der einen Abstieg durch das Scheidbachtal vornehmen möchte, mehr dazu am Ende dieses Tourenberichts.

Am beschriebenen Punkt verlassen wir den Enzensperger Höhenweg und steigen auf Trittspuren entlang der steil abfallenden Westflanke der Noppenspitze im Noppenkar empor. Auf ca. 2150 m lässt sich der erste Abschnitt unseres Anstiegs gut verfolgen. Vom steilen Gipfel zieht ein markanter, auffallend heller Schichtstreifen herab. Er endet etwas links von einer Grasterrasse über einem Wandabbruch. Diese Grasterrasse ist unser erstes Ziel. Von der Grasterrasse quert man durch die steile Flanke nach Süden (das sieht von unserem Standpunkt aus wilder aus, als es in Wirklichkeit ist) zu der breiten, die Westflanke spaltenden Rinne hinüber, welche den weiteren Aufstieg zum Grat vermittelt. Der AVF 16. Auflage beschreibt übrigens eine etwas abgewandelte Route, welche die breite Rinne bald nach links verlässt und dann offenbar im Bereich des Schichtstreifens zum Gipfel führt. Tatsächlich scheint auch ein Steinmann im Gipfelbereich in diese Richtung zu leiten. Die Route über die Rinne ist von der Orientierung jedoch sicherlich leichter und dürfte auch technisch kaum schwieriger zu bewerten sein.

Zur Grasterasse gelangt man über einen Rücken aus dem Noppenkar, der zu dem Geröllabsatz links des Schichtstreifens leitet. Dazu steigen wir im Noppenkar so lange auf, bis wir links dieses Rückens zunächst über Grasschrofen (teilweise noch Trittspur), dann über steiles Geröll in Richtung der steilen Abbrüche der Westflanke aufsteigen können. An geeigneter Stelle steigen wir in kurzer Kletterei nach rechts auf den Rücken empor zu einer leicht überhängenden Rippe. Nun entweder in der seichten Geröllrinne links von dieser, oder aber in hübscher Ier-Kletterei in splittrigem Fels links der Rinne empor zu dem beschriebenen, ebenfalls grasbewachsenen Geröllabsatz, von welchem wir nach rechts über den hellen Schichtstreifen hinweg die Grasterrasse erreichen.

Wir erblicken südlich, etwas oberhalb unseres Standpunkts, eine helle Felsrippe, zu der wir nun hinüberqueren müssen. Der Übergang vollzieht sich auf einem Geröllband, welches zunächst etwas fallend, dann unterbrochen von einigen kurzen Stufen immer am Rand der Felsen zu der Rippe hinaufleitet. Die Begehung dieses etwas exponierten Bandes erfordert größte Vorsicht und Konzentration, denn unmittelbar unterhalb befinden sich senkrechte Abbrüche und die Felsqualität ist in diesem Bereich alles andere als zuverlässig. Klettertechnisch sind die kurzen Stufen nicht schwieriger als mit I+ zu bewerten und gemessen an dem nicht gerade harmlosen Gelände ist das Band überraschend gut zu begehen. Insgesamt dürfte diese Querung die Schlüsselstelle dieser Tour sein, nur klettertechnisch wird es noch ein wenig anspruchsvoller.

An der hellen Felsrippe wird die breite, tief eingeschnittene Rinne sichtbar. Wir queren jedoch zunächst nicht in sie hinein, sondern klettern zunächst auf der Rippe in überwiegend festem Fels (eine Stelle II-, sonst bis I+) empor, bis wir zu einem markanten Felsspalt gelangen, welcher fast schon nischenartigen Charakter aufweist. Er bildet einen guten Orientierungspunkt für den Rückweg. Wir queren durch den Spalt in die Rinne hinein und steigen dann in dieser über plattigen Fels, weiter oben auf Geröll auf eine dunkle Wand zu, an der die breite Rinne endet. Die Felsschichten des Rinnengrunds weichen der Wand nach links aus und ziehen steil zur Grateinschartung empor. In der Mitte bilden die Felsschichten eine nach unten spitz zulaufende, sehr steile Rippe aus. Für den weiteren Aufstieg zum Grat gibt es nun zwei Möglichkeiten:

Die etwas anspruchsvollere, für den Aufstieg aber interessantere Route, verläuft in anregender Kletterei (II) im Bereich der rechten Rippenflanke. Der Fels ist in diesem Bereich brüchig, aber bei entsprechender Vorsicht gut zu durchklettern. Die Rinne rechts der Rippe dürfte wegen miserabler Felsqualität kaum für einen Aufstieg in Frage kommen, zumal diese auch noch durch ein Fenster verläuft. Auf dem Grat betritt man eine seichte, mäßig steile, mit viel Geröll durchsetzte Rinne, welche den weiteren Anstieg vermittelt. Die etwas leichtere Route verläuft in der kleinen Rinne links der Rippe. Die Schlüsselstelle bildet ein trittarmer Aufschwung entlang einer durch Erosion herausgearbeiteten, hellen Plattenschicht. Man bezwingt sie am besten etwas links, wo man wieder gute Haltegriffe und ausreichende Tritte findet (II-). Nach der Stufe beginnt links eine ebenfalls geröllgefüllte Rinne, welche von der Rinne am Grat durch eine Rippe getrennt ist und sich weiter oben mit dieser vereint. Diese Variante haben wir im Abstieg ausprobiert.

Wichtigster Orientierungspunkt für den Rückweg ist ein in zwei Teile gespaltener Felsturm hinter der Scharte. Für den weiteren Anstieg lässt sich nur schwer eine exakte Route angeben – das Gelände lässt sicherlich viele Varianten zu. Besonders im oberen Abschnitt gibt es viele parallele Rinnen, welche durch teilweise splittrige Rippen getrennt sind. Das Wort "Rinnen" sollte man nicht überinterpretieren. Die Rinnen sind zum Teil sehr breit und seicht und verhältnismäßig gut gangbar. Sofern man die Grathöhe nicht aus den Augen verliert kommt man hier nirgendwo in wirklich unangenehmes Steilgelände. Unter dem Gipfel quert man auf Felsbändern durch splittrige Schrofen und steigt dann nach rechts in einer der mäßig steilen Geröllrinnen, oder besser auf einer der splittrigen Rippen in teilweise ordentlichem Fels zum Gipfel empor.

Unter dem großen Steinmann befindet sich verpackt in vielen Tüten und einer Plastikbox ein kleines Gipfelbuch, das in Form eines beinahe aufgebrauchten Notizblöckchens seinerzeit von mir dort deponiert wurde und zwischenzeitlich von meinem Bergfreund Max Schuler durch ein solides Exemplar ersetzt wurde. Bitte packen Sie Buch und Stifte wieder gut ein, auch wenn es vielleicht etwas übertrieben erscheint. Wie ich bei anderen Büchern schon feststellen musste, findet das Wasser oft besser einen Weg, als man das vielleicht vermuten würde. Spendieren Sie auch mal eine neue Tüte!

Die Aussicht von der Noppenspitze ist überaus lohnend. Wie von jedem Gipfel in der Hornbachkette begeistert vor allem die Sicht nach Norden und Süden auf die Gipfel der Allgäuer und Lechtaler Alpen. Besonders eindrucksvoll steht im Westen die 7 Meter niedrigere Kreuzkarspitze, deren plattige Ostflanke hier vom Gipfel der Noppenspitze fast schon turmartigen Charakter aufweist. Im Osten bilden die steilen Nordwände der Sattelkarspitze und Wolekleskarspitze eine abweisende und zugleich faszinierende Felsenlandschaft. Dahinter ragen mächtig die Gliegerkarspitze, die Bretterspitze und die Urbeleskarspitze hervor. Nach Norden schauen wir in das kaum je betretene Bretterkar hinab, welches westlich von den senkrechten Abbrüchen des Seitengrats zur Bretterspitze begrenzt wird. Wildengruppe, Hochvogel und der Graskamm des Kreuz- und Rauhecks sind wie immer Glanzpunkte des Hornbachtals. Nach Süden schaut man an schönen Tagen weit über die Lechtaler Alpen hinweg in die vergletscherten Gebiete der Zentralalpen hinein.

Auf der Anstiegsroute steigen wir mit der nötigen Konzentration wieder in die Rinne ab und achten darauf, nicht zu weit nach rechts abzukommen (immer den Gratturm im Auge behalten). Besonders das Geröllband zurück zur Grasterrasse erfordert in Abstiegsrichtung nochmals höchste Konzentration. Gehen Sie langsam und prüfen Sie jeden Tritt, dann sollte dieses anspruchsvollste Stück sicher zu bewältigen sein.

Wenn Sie an der Grasterrasse angekommen noch Lust auf einen Abstecher auf den Noppenkarkopf haben, dann ist dies die beste Möglichkeit, sich einen Überblick für den günstigsten Übergang zu machen. Der Noppenkarkopf kann unschwierig über die mäßig steile Abdachung westlich des senkrechten Abbruchs erreicht werden. Für den Wanderer, welcher den Gratkopf vom Enzensperger Höhenweg aus angehen will, empfiehlt es natürlich die westliche Seite des Noppenkars für den Zustieg zu verwenden, da das Kar im mittleren Teil durch einige Querriegel geteilt ist, welche aber an verschiedenen Stellen unterbrochen sind. Einige günstige Durchstiegsmöglichkeiten befinden sich insbesondere im mittleren Abschnitt. Wir kehren zum Aufstiegsrücken zurück, fahren ein Stück im Geröll ab und queren dann mit möglichst wenig Höhenunterschied das Kar und steigen auf Geröll den kurzen schrofigen Abschnitt zur Abdachung empor. Es gibt zwei Möglichkeiten für den weiteren Aufstieg. Die etwas unbequemere, dafür aber sichere Variante ist der Aufstieg über teilweise etwas unangenehmes Geröll zur Scharte westlich des Kopfs und dann über den Grat zum kaum ausgeprägten Gipfel, welchen man nördlich umgeht. Die etwas angenehmere Variante verläuft über die grasige Abdachung. Hier sollte man aber vorsichtig gehen, denn östlich der Abdachung befindet sich der zuvor schon erwähnte Felsabbruch.

Der Noppenkarkopf zeigt, dass es nicht unbedingt eines hohen Gipfels bedarf, um eine schöne Aussicht zu haben. Imposant ragt direkt vor uns die Kreuzkarspitze empor, unter uns liegt einsam der kleine Kreuzkarsee mit der Bretterkarspitze und die Blicke auf die Gipfel des Hornbachtals sind ähnlich lohnend, wie von den höheren Nachbargipfeln. Mich reizte jedoch nun auch der 9 m höhere Ostgipfel des Noppenkarkopfs, an welchem der Grat zur Bretterkarspitze endet. Dieser Übergang ist, wenn auch klettertechnisch nicht schwieriger als I+, nicht ganz zu verharmlosen und erfordert einen weitgehend schwindelfreien Geher mit Erfahrung in brüchigsten Schrofen. Der Übergang ist in jedem Fall anspruchsvoller zu bewerten, als der Aufstieg zur Noppenspitze. Zunächst folgt man dem Grat ein Stück nach Osten. Er ist durch eine niedrige, aber sehr ausgesetzte Gratstufe unterbrochen. Man umgeht sie sicherer in der südlichen, plattigen Flanke und steigt sofort wieder auf den Grat. Dieser spitzt sich sehr bald stark zu, so dass eine Überkletterung nur noch von abgebrühten Kletterern sich zu bewältigen sein dürfte. Wir müssen den Grat auf sehr schmalen Bändern in der Südflanke umgehen. Die plattige Wand bietet nicht immer viele, aber ausreichend Griffe und man muss teilweise ziemlich ausgesetzt zur Fortsetzung des Bandes hinüberqueren. Der Aufstieg zur Einschartung vor dem Kopf ist weitgehend problemlos. Was man dann an Felsqualität unter die Finger bekommt, kann eigentlich nur noch als Trümmerhaufen bezeichnet werden. Selbst jene Griffe, die einen bombenfesten Eindruck erwecken, lassen sich einfach aus dem Fels ziehen. Auf diesen letzten Metern zum Gipfel ist also nochmals maximale Vorsicht angebracht. Ob sich dieser Abstecher lohnt, bleibt der individuellen Einstellung des Begehers überlassen, eine schönere Aussicht bietet der etwas höhere Ostgipfel schon. Insgesamt dauert der Übergang etwas länger, als man zunächst vermuten würde, je nach Übung ca. eine ¼ Stunde für eine Richtung.

Für den Rückweg empfiehlt es sich, nach Abstieg vom Noppenkarkopf besser auf der westlichen Seite des Noppenkars abzusteigen, denn das Noppenkar zeichnet sich neben seiner beachtlichen Größe auch durch einen Kessel in der Mitte aus, den man bei östlicher Route teilweise etwas umständlich umgehen muss. Auf dem Enzensperger Höhenweg geht es auf bekannter Route durchs Haglertal zurück nach Häselgehr.

Micha und ich konnten es dennoch nicht bleiben lassen, einen Abstieg durchs Scheidbachtal zu versuchen. Dazu steigt man vom Enzensperger Höhenweg etwas nach Süden ab und quert dann, am besten auf Schafwechsel, nach Westen. Dies ist erforderlich, da sich im mittleren Teil des Scheidbachtals einige Schrofenwände befinden, welche so völlig unschwierig umgangen werden können. Ziel ist das Auffinden einer hier beginnenden Pfadspur, welche den ersten Latschenabschnitt bequem durchquert und dann im Bereich der Felsabbrüche in kleinen Kehren hinableitet und dann stets oberhalb der Talsenke in der (in Abstiegsrichtung) rechten Talflanke entlangführt. Wir konnten trotz einbrechender Dunkelheit die nicht übermäßig ausgeprägte Pfadspur beibehalten, schließlich verloren wir sie und gingen dann weglos mit Kopflampen weiter. Man trifft schließlich auf einen Forstweg, welcher einen rechts haltend zurück zum Hüttenaufstieg der Hermann-v.-Barth-Hütte leitet. Für alle, welche tatsächlich wie wir zurück nach Häselgehr wollen: Kurz nach Überquerung einer kleinen Brücke beginnt nach einer Kehre auf linker Seite ein beschilderter Pfad, welcher einen durch Wald zu einem Forstweg leitet. Hier beginnt gegenüber ein leicht zu übersehender Steig, der abermals auf einen Forstweg trifft. Diesem folgen wir nach links und es sei Ihnen dringend geraten, nun in Köglen das Geld in ein Taxi zu investieren. Der 4 km lange Rückweg am Rand der Landstraße macht weder Spaß noch lohnt in irgendeiner Form. Wir waren jedenfalls mehr als dankbar dafür, dass uns trotz Tempo 100 und Dunkelheit ein freundlicher Autofahrer auf halber Stecke nach Häselgehr mitnahm.

Karte

Höhenprofil mit Gehzeiten (ohne Pausen)

Lieber Bergfreund,

bei den auf gipfelsuechtig.de vorgestellten Tourenvorschlägen handelt es sich um außergewöhnlich schöne und spannende Bergfahrten, welche aber mitunter in ihrer Gesamtanforderung als recht anspruchsvoll eingestuft werden müssen. Für eine gefahrlose Nachbegehung sind neben Unternehmungslust und guter Ausrüstung vor allem zwei Dinge von großer Wichtigkeit: Vernunft und alpine Erfahrung. Die jährlich steigende Anzahl teils tödlicher Bergunfälle zeigt, dass viele Bergbegeisterte sich in Ihrem Unternehmungsdrang überschätzen oder dem alpinem Gelände nicht den nötigen Respekt zollen. Besonders erschreckend ist bei näherer Betrachtung, dass es sich hierbei noch nicht einmal immer um besonders anspruchsvolle Touren handelt.

Meine dringende Bitte an Sie ist deshalb: Überprüfen Sie kritisch Ihre Bergerfahrung und lassen Sie bei Auswahl und Durchführung der Touren Vernunft walten. Nicht die schwierigste Tour ist die schönste, sondern jene, welche an Ihre individuelle Bergerfahrung angepasst ist. Es wäre für mich als Autor dieser Seite furchtbar, wenn Ihnen aufgrund meiner Tourenvorschläge etwas zustoßen sollte.

Die Bewertung der Schwierigkeiten auf meiner Seite erfolgt in der Regel sachlich und eher streng, was erfahrenen Gehern die korrekte Einordnung der Anforderungen erleichtern soll. Berücksichtigen Sie bitte, dass sich auch meine leichteren Touren teilweise in alpinerem Gelände mit allen damit verbundenen Risiken bewegen. Eine genauere Einordnung der von mir bei der Tourenbewertung verwendeten Schwierigkeitsskala finden Sie unter "Verschiedenes -> Bewertungen".

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Boris Stephan (Webmaster gipfelsuechtig.de)

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