Ausrüstung

Ich weiß, diese Hinweise kennen Sie bestimmt schon aus unzähligen anderen Führern, sie seien der Vollständigkeit halber trotzdem hier nochmals aufgeführt, da sie mir aufgrund des Charakters der hier vorgestellten Touren besonders wichtig erscheinen.

Während die meisten Wanderer mit sinnvoller Wanderbekleidung und Ausrüstung im Gebirge unterwegs sind, gibt es immer noch einige "Touristen", die in Halbschuhen und Umhängetasche, meist von der Bergstation einer Gondel- oder Sesselbahn aus, auf Gipfeljagd gehen. Ich möchte nicht bestreiten, dass es verschiedentlich auch Touren in den Alpen gibt, die man mit zwei zugedrückten Augen auch in soliden Turnschuhen und Stadtrucksack weitgehend gefahrlos begehen kann. Solche Touren gibt es auf meiner Seite nicht! Dies gilt auch für die einfachsten Touren!

Grundvoraussetzung ist ein Bergschuh mit nicht zu weicher Profilsohle (Tipp: Vibramsohle) und weitgehend wasserdichtem Material (Leder oder Goretex), der den Fuß auch im unwegsamen Gelände stützt und damit Verletzungen vermeidet. Sicherer Tritt in Turnschuhen ist im steilen Gras- und Felsgelände nicht möglich. Auch bei stabiler Wetterprognose im Hochsommer gehören außerdem als Wetterschutz in den Rucksack: Regenschutz (Jacke und Hose), winddichte, hochgeschlossene Jacke, lange Hose, Mütze, Handschuhe und warme Unterwäsche. Im Hochgebirge kann es auch im Sommer innerhalb kürzester Zeit Winter werden. Meistens ist die Mitnahme von warmen Kleidungstücken eher ein Platz- als Gewichtsproblem. Ich komme mir auch immer bescheuert vor, wenn ich an den heißesten Tagen diese Kleidungsstücke einpacke. Aber selbst ohne Wetterumschwünge war ich schon überrascht, welch anderes Klima in den Gipfelregionen herrschen kann. Da greift man schnell mal zur Mütze wenn die Sonne weg ist. Gerade wenn der Körper entkräftet, ausgelaugt und verschwitzt ist können niedrige Temperaturen und Wind gefährlich werden.

Genauso wichtig ist viel Flüssigkeit und genügend zu Essen, ganz besonders, wenn es keine Einkehrmöglichkeiten gibt. Nichts ist schlimmer als Hunger und Durst, wenn sich die eigenen Kräfte dem Ende neigen. Ebenso wenig fehlen darf Verbandszeug, Rettungsdecke oder Biwaksack und Sonnenschutz (Kopfbedeckung, Sonnencreme mit hohem Lichtschutzfaktor). Auf vielen meiner Touren ist auch die Mitnahme eines Steinschlaghelms zu empfehlen. Häufig kann man losgetretenen Steinen im Steilgelände und in Rinnen kaum ausweichen, falls man sie überhaupt rechtzeitig bemerkt. Gerade in der Gruppe oder wenn mehrere Personen am Berg sind, steigt die Gefahr eines Steinschlags erheblich an. Zusätzlich zu einer guten Karte (Höhenlinienabstand mindestens 50 Höhenmeter) sollte auch ein Höhenmesser nie fehlen, der bei Wetterumschwung wichtig werden kann. GPS-Geräte, welche in letzter Zeit auch für den Privatbereich erschwinglich geworden sind, sind in der Regel nur bei weiten Ebenen (Gletscher oder Hochebenen) sinnvoll, besonders dann, wenn ein Wetterumschwung eintreten sollte. Ein aufgezeichneter Track kann hier sicher wieder zurück ins Tal navigieren. Im Steilgelände sind die Geräte weitgehend nutzlos. Eine gute Vorbereitung der Route bringt meiner Meinung nach mehr.

Auch wenn ich bestimmt kein Fan von Bimmelkonzerten am Gipfelkreuz bin, die reine Mitnahme eines Handys halte ich in jedem Fall für sehr sinnvoll. Es ist zwar keinesfalls sicher, dass Sie im Notfall auch ein Netz finden, die Möglichkeit Hilfe herbei zu holen, ist allerdings eher gegeben.

Kommen wir zum Rucksack selber. Es gibt Sie in ganz unterschiedlichen Größen, 24-30 Liter halte ich für meine Touren ideal. Achten Sie auf Hüftgurt (nicht Bauchgurt!) und Brustfixierung, das hilft das Gewicht besser zu verteilen. Der Rucksack sollte nicht zu ausladend sein (das ist nachteilig beim Klettern in Rinnen) und etwas über die Hüfte reichen. Sie können dann schwere Gegenstände ganz nach unten packen. Das verbessert das Gleichgewichtsgefühl und vermindert die Gefahr eines plötzlich auftretenden Übergewichts beim Hinunterbeugen. Insgesamt kann ein gutes Sportgeschäft Sie hier besser beraten als ich. Lassen Sie sich aber bloß keinen Rucksack mit Lüftungsgitter in der Rückenpartie aufschwätzen. Ich wollte eigentlich so einen Rucksack kaufen. Der erfahrene Verkäufer (selbst Kletterer) hat mich Gott sei Dank mit ein paar Hantelscheiben im Rucksack sehr schnell davon abbringen können. Der Rucksack muss eng am Körper anliegen, sonst kommt man schnell ins Taumeln. Tragen Sie lieber ein atmungsaktives Oberteil, dass bringt wesentlich mehr als ein Lüftungsgitter.

Geschmacksache sind Teleskopstöcke. Ich setzte sie ganz intensiv ein, meine Begleiter halten eher wenig davon. Man kann den Beinen beim Steigen eine Menge Arbeit abnehmen und beim Abstieg entlastet es die Kniegelenke enorm. Im unwegsamen Gelände sind sie mir erst nach und nach eine wertvolle Hilfe geworden (3. Bein), die ersten Jahre haben sie mich hier nur verunsichert. Eine gewisse Eingewöhnungsphase ist normal, da man zusätzlich zu zwei Füßen auch noch zwei Stöcke sicher platzieren muss. Grödeln habe ich auch öfters im Rucksack. Im Frühsommer erleichtern sie das sichere Queren von Altschneeresten, in steilen Grashängen können sie bei Wetterumschwung lebensrettend sein. Ein Leichtpickel kann im Steilgras und auf hart gefrorenem Schnee ebenfalls wertvolle Dienste verrichten. Eine Kopflampe habe ich bei Herbsttouren auch immer dabei. Ich bin schon mal in eine Situation gekommen, bei der ich nicht wusste, ob ich es noch vor Dunkelheit ins Tal schaffe. Da im oberen Teil nur eine wenig ausgeprägte Pfadspur vorhanden war, habe ich wirklich Panik bekommen. Als ich aus dem Tal draußen war, war es tiefe Nacht.

Und als letztes noch was ganz Altkluges, aber für einen ehrgeizigen Gipfelstürmer wahnsinnig Schwieriges. Diese ganze Ausrüstung ist schön und gut, sie nützt aber nichts, wenn man es nicht schafft, an einer entscheidenden Stelle umzudrehen, sei es wetterbedingt, wegen den aktuellen verhältnisse vor Ort oder zu großen technischen Schwierigkeiten. Falscher Ehrgeiz ist im Gebirge allemal fehl am Platz, das zeigen die zahlreichen, oftmals tödlichen Gebirgsunfälle jedes Jahr. Halten Sie sich wenn möglich immer noch eine einfachere Alternative im Hinterkopf. Dann fällt das Umkehren leichter, da man nicht komplett "umsonst" aufgestiegen ist.

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